Misteltherapie und alternative Krebstherapie bei Tieren

Misteltherapie und alternative Krebstherapie bei Tieren

Ein Beitrag von Rainer M. Kerling / Tierheilpraktiker

Die Diagnose Krebs stellt sowohl für Tierhalter als auch für Tierheilpraktiker und Tierärzte eine große Herausforderung dar. In den letzten Jahren hat sich neben der klassischen Schulmedizin auch die komplementäre Medizin etabliert, um die Lebensqualität krebskranker Tiere zu verbessern. Eine der vielversprechendsten alternativen Therapieformen ist die Misteltherapie. Dieser Beitrag beleuchtet die Wirkungsweise der Mistel in der Krebstherapie, die wissenschaftlichen Erkenntnisse dazu sowie weitere alternative Ansätze zur Behandlung von Tumorerkrankungen bei Tieren.


1. Grundlagen der Misteltherapie

1.1 Ursprung und Geschichte der Misteltherapie

Die Mistel (Viscum album) ist eine uralte Heilpflanze, die bereits in der Antike in der Heilkunde eingesetzt wurde. Ihre Verwendung in der Krebstherapie geht auf Rudolf Steiner, den Begründer der Anthroposophischen Medizin, zurück. Steiner postulierte, dass die Mistel aufgrund ihrer einzigartigen Lebensweise auf Bäumen eine heilende Wirkung auf Tumore haben könnte. Seither wird sie intensiv erforscht und in der Medizin verwendet.

1.2 Inhaltsstoffe und ihre pharmakologischen Wirkungen

Die Mistel enthält zahlreiche bioaktive Substanzen, die potenziell krebshemmende Eigenschaften besitzen. Dazu gehören:

  • Lektine: Beeinflussen das Immunsystem, indem sie bestimmte Immunzellen aktivieren.
  • Viscotoxine: Wirken zytotoxisch auf Tumorzellen und hemmen deren Wachstum.
  • Flavonoide und Phenylpropanoide: Besitzen antioxidative Eigenschaften und unterstützen die Zellregeneration.

1.3 Wirkmechanismen der Mistel bei Krebserkrankungen

Die Misteltherapie wird eingesetzt, um:

  • Das Immunsystem zu stärken,
  • Die Nebenwirkungen der Chemotherapie zu reduzieren,
  • Die Lebensqualität zu verbessern,
  • Entzündungsreaktionen zu reduzieren,
  • Tumorzellen gezielt anzugreifen und deren Wachstum zu verlangsamen.

1.4 Anwendungsgebiete in der Tiermedizin

In der Tiermedizin findet die Misteltherapie vor allem bei folgenden Krebsarten Anwendung:

  • Mastzelltumore
  • Lymphome
  • Sarkome
  • Karzinome
  • Osteosarkome

2. Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Misteltherapie ( Stand 2023 )

2.1 Studienlage zur Wirksamkeit bei Tieren

Während die Misteltherapie beim Menschen durch zahlreiche wissenschaftliche Studien gut dokumentiert ist, gibt es bislang nur eine begrenzte Anzahl von Untersuchungen zur Anwendung bei Tieren. Dennoch zeigen einige präklinische und klinische Studien aus der Schweiz vielversprechende Ergebnisse hinsichtlich der unterstützenden Wirkung der Misteltherapie bei Krebserkrankungen.

2.1.1 Präklinische Studien

Präklinische Studien haben gezeigt, dass Mistelpräparate das Wachstum bestimmter Tumorzellen in vitro hemmen können. In Versuchen mit Mäusen und Ratten wurde beobachtet, dass Mistel-Extrakte das Immunsystem stimulieren und die Tumorprogression verlangsamen können. Dabei wurde insbesondere eine erhöhte Aktivität von NK-Zellen (natürliche Killerzellen) und Makrophagen festgestellt, die eine zentrale Rolle in der körpereigenen Krebsabwehr spielen.

2.1.2 Klinische Studien an Tieren

Vereinzelt wurden klinische Studien zur Misteltherapie bei Hunden, Katzen und Pferden in der Schweiz durchgeführt:

  • Hund mit Lymphom: Eine Studie untersuchte die Wirkung von Mistelinjektionen bei Hunden mit Lymphomen. Die behandelten Tiere zeigten eine Verbesserung der Lebensqualität, ein gesteigertes Allgemeinbefinden und eine Verlängerung der Überlebenszeit im Vergleich zur unbehandelten Kontrollgruppe.
  • Pferde mit Hauttumoren: In einer Untersuchung an Pferden mit equinen Sarkoiden (eine Form von Hauttumoren) konnte durch die lokale Applikation von Mistelpräparaten eine Verkleinerung der Tumoren sowie eine höhere Remissionsrate erzielt werden.
  • Katzen mit Mammatumoren: Eine retrospektive Analyse von Katzen mit Mammatumoren zeigte, dass jene Tiere, die begleitend zur chirurgischen Therapie eine Misteltherapie erhielten, eine langsamere Tumorprogression aufwiesen.

2.1.3 Vergleich mit Humanstudien

Während in der Humanmedizin groß angelegte Studien bereits signifikante immunmodulierende und tumorhemmende Effekte der Misteltherapie belegen, sind in der Tiermedizin weiterführende Untersuchungen notwendig, um genaue Dosierungen und optimale Applikationsformen zu bestimmen. Erste Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass ähnliche Wirkmechanismen wie beim Menschen auch bei Tieren greifen.

2.1.4 Kritik und Herausforderungen

Trotz der vielversprechenden Ergebnisse gibt es auch kritische Stimmen zur Misteltherapie. Einige Tiermediziner weisen darauf hin, dass nicht alle Tumorarten gleich gut auf die Behandlung ansprechen und dass weitere klinische Studien notwendig sind, um standardisierte Therapieempfehlungen ableiten zu können. Zudem variiert die Zusammensetzung von Mistelpräparaten je nach Herstellungsverfahren, was die Vergleichbarkeit von Studien erschwert.

Anmerkung: Es wäre unbedingt wünschenswert, wenn man sich hier in Deutschland ein Beispiel an der Schweiz nehmen würde um auch hier entsprechende Studien zu führen.

Ich habe mich bei der Auswahl der hier besprochenen Studien auf die seit 2004 publizierten und die jenigen mit der höchsten klinischen Relevanz beschränkt.

Die hier besprochenen Studien wurden in der benachbarten Schweiz durchgeführt! 

2.2 Erfahrungsberichte aus der Praxis

Viele Tierhalter, Kolleginnen und Kollegen aus der Tierheilpraktik und Tierärzte berichten von positiven Ergebnissen durch die Misteltherapie. Tiere zeigen oft eine gesteigerte Vitalität, besseren Appetit und eine verbesserte Lebensqualität während der Krebstherapie.

Fallbeispiele aus der Praxis:

  • Hund mit Mastzelltumor: Ein zehnjähriger Labrador erhielt begleitend zur chirurgischen Entfernung eines Mastzelltumors eine Misteltherapie. Der Hund zeigte eine schnellere Wundheilung, ein gesteigertes Wohlbefinden und eine verlängerte tumorfreie Zeit im Vergleich zu anderen, rein schulmedizinisch behandelten Hunden.
  • Katze mit Lymphom: Eine zwölfjährige Katze mit diagnostiziertem Lymphom wurde mit Mistelpräparaten unterstützt. Der Tierhalter berichtete von einer verbesserten Lebensqualität, besserem Fressverhalten und gesteigerter Aktivität trotz der Erkrankung.
  • Pferd mit Sarkom: Ein Pferd mit einem langsam wachsenden Sarkom erhielt eine Mistelinjektionstherapie. Das Wachstum des Tumors verlangsamte sich, und das Tier zeigte über Monate hinweg keine weiteren Beschwerden.

Diese und ähnliche Berichte zeigen, dass die Misteltherapie positive Effekte auf den allgemeinen Gesundheitszustand krebskranker Tiere haben kann. Es gibt jedoch individuelle Unterschiede, weshalb eine enge Zusammenarbeit zwischen Tierhalter, Tierheilpraktiker und Tierarzt essenziell ist um eine möglichst effiziente und reibungslose Therapie durchführen zu können.

2.3 Ergänzende homöopathische Behandlung während einer Misteltherapie

Die Kombination der Misteltherapie mit homöopathischen Mitteln kann eine wertvolle Ergänzung sein, um das Immunsystem weiter zu stärken, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und Nebenwirkungen schulmedizinischer Therapien zu lindern.

Wichtige homöopathische Mittel in der Krebstherapie

  • Arsenicum album: Wird häufig bei geschwächten Tieren mit starkem Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit eingesetzt.
  • Carcinosinum: Wird zur Unterstützung des Immunsystems und zur allgemeinen Stärkung des Organismus verwendet.
  • Conium maculatum: Kann bei langsam wachsenden Tumoren und Lymphknotenschwellungen hilfreich sein.
  • Thuja occidentalis: Unterstützt die Entgiftung und kann bei tumorösen Veränderungen der Haut und innerer Organe eingesetzt werden.
  • Silicea: Wird zur Förderung der Wundheilung nach chirurgischen Eingriffen und zur Stärkung der Abwehrkräfte genutzt.

Homöopathische Behandlungsschemata

Die Dosierung und Auswahl der Mittel sollten individuell auf das Tier abgestimmt werden. Die Mittel können in Form von Globuli, Tropfen oder als Injektionen verabreicht werden. Eine homöopathische Begleitung durch einen erfahrenen Tierheilpraktiker oder Tierhomöopathen ist empfehlenswert, um die bestmögliche Wirkung zu erzielen und fehler bei der Anwendung zu vermeiden.

Vorteile der Kombination von Misteltherapie und Homöopathie

  • Verbesserung der körpereigenen Abwehrkräfte
  • Unterstützung der Entgiftungsorgane
  • Milderung von Nebenwirkungen der schulmedizinischen Krebstherapie
  • Verbesserung der Lebensqualität und Vitalität

Fallbeispiel:

Ein zwölfjähriger Schäferhund mit Osteosarkom wurde neben der Misteltherapie mit homöopathischen Mitteln wie Arsenicum album und Silicea behandelt. Der Hund zeigte trotz der fortgeschrittenen Erkrankung eine verbesserte Mobilität, weniger Schmerzen und eine verlängerte Lebenszeit.

2.3.1 Ergänzende Akupunktur während der Misteltherapie

Akupunktur ist eine bewährte komplementäre Therapiemethode, die zur Unterstützung krebskranker Tiere eingesetzt werden kann. Durch das gezielte Setzen von Nadeln an bestimmten Akupunkturpunkten lassen sich Schmerzen lindern, das Immunsystem stärken und die Lebensqualität verbessern.

Wirkmechanismen der Akupunktur in der Krebstherapie

  • Schmerzlinderung: Akupunktur regt die körpereigene Ausschüttung von Endorphinen an, was zu einer deutlichen Schmerzreduktion führt.
  • Stärkung des Immunsystems: Durch die Stimulation bestimmter Akupunkturpunkte wird die Aktivität der Immunzellen gefördert.
  • Reduktion von Entzündungen: Akupunktur hilft, entzündliche Prozesse im Körper zu regulieren.
  • Harmonisierung des Energieflusses: In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird davon ausgegangen, dass eine Stagnation der Lebensenergie (Qi) zur Krankheitsentstehung beiträgt. Akupunktur kann helfen, den Qi-Fluss wiederherzustellen.

Anwendung der Akupunktur bei krebskranken Tieren

  • Begleitend zur Misteltherapie: Akupunktur kann helfen, die Wirkung der Misteltherapie zu unterstützen, indem sie den Stoffwechsel und die Durchblutung verbessert.
  • Bei Nebenwirkungen der Krebstherapie: Akupunktur kann Übelkeit, Appetitlosigkeit und Müdigkeit reduzieren.
  • Zur allgemeinen Stärkung des Körpers: Tiere, die Akupunktur erhalten, zeigen oft eine bessere Lebensqualität und mehr Vitalität.

Fallbeispiel:

Ein achtjähriger Golden Retriever mit Osteosarkom wurde mit Mistelinjektionen und wöchentlicher Akupunktur behandelt. Die Schmerzsymptomatik verbesserte sich merklich, und der Hund zeigte eine gesteigerte Aktivität im Vergleich zu anderen Patienten mit ähnlicher Diagnose.

Fazit zur Akupunktur in der Misteltherapie

Die Kombination aus Misteltherapie und Akupunktur bietet eine ganzheitliche Unterstützung für krebskranke Tiere. Sie kann Schmerzen lindern, das Immunsystem stärken und die allgemeine Lebensqualität verbessern. Eine individuell angepasste Kombination aus Schulmedizin, Misteltherapie und Akupunktur ist oft die beste Wahl für eine optimale Betreuung des erkrankten Tieres.

2.4 Kombinationsmöglichkeiten mit schulmedizinischen Behandlungen

Die Misteltherapie wird häufig begleitend zur Schulmedizin eingesetzt. Sie kann in Kombination mit:

  • Chemotherapie,
  • Strahlentherapie,
  • Chirurgischen Eingriffen,
  • Immunmodulierenden Medikamenten angewendet werden.

Wichtiger Hinweis:

Viele Tierhalter möchten verständlicherweise auf sogenannte „Chemiekeulen“ oder auf eine Chemotherapie und Bestrahlung verzichten. Das ist natürlich auch der Grund weshalb diese Ihr Tier bei einem Tierheilpraktiker vorstellen. Dennoch ist es wichtig zu betonen, dass eine Kombination aus schulmedizinischer Therapie (z. B. Chemotherapie oder Bestrahlung) und Misteltherapie häufig das bestmögliche Behandlungsergebnis erzielt. Die Mistel kann helfen, die Nebenwirkungen einer Chemotherapie zu reduzieren und das Immunsystem zu stärken. Daher sollte eine Entscheidung gegen eine konventionelle Therapie immer gut abgewogen und in Absprache mit einem erfahrenen auf diese Therapieform spezialisierten Tierheilpraktiker und Tierarzt getroffen werden.

2.5 Grenzen und Risiken der Misteltherapie

Obwohl die Misteltherapie vielversprechend ist, gibt es auch Einschränkungen:

  • Sie ersetzt keine konventionelle Krebstherapie.
  • Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen können auftreten.
  • Eine individuell abgestimmte Dosierung ist notwendig.

5. Fazit und Ausblick

Die Misteltherapie zeigt vielversprechende Ansätze in der komplementären Krebstherapie für Tiere. In Kombination mit homöopathischen Mitteln kann sie die körpereigenen Selbstheilungskräfte stärken und die Lebensqualität der Tiere nachhaltig verbessern. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Tierheilpraktiker, Tierarzt und Tierhalter ist essenziell, um das beste Ergebnis für das erkrankte Tier zu erzielen.

Dieser Beitrag gibt einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Forschung und bietet praxisnahe Informationen für Tierhalter und Tiermediziner, die alternative Therapieformen in Betracht ziehen möchten.

Sollten Sie Fragen zum Thema Misteltherapie bei Tieren haben, stehe ich Ihnen gerne als auf die Misteltherapie bei Tieren spezialisierter Tierheilpraktiker zur Verfügung.